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29.01.2014

Kommission bestätigt Gefahren 

Mikroplastikpartikel in Honig und Wasser

Mikroplastikteilchen gelangen über das Abwasser in die Umwelt und über die Luft in Lebensmittel. Forschungsergebnisse der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zeigen, dass sich Fasern, Fragmente und auch granuläres Material in Honig, Trinkwasser und anderen Getränken finden lassen. Auf meine Anfrage bestätigt die Europäische Kommission diese Gefahren, erklärt jedoch das ihr noch Wissen über den Ausmaß der Bedrohung für unsere Gesundheit fehlt. Sie setzt derzeit auf Selbstverpflichtungen der Hersteller. Sollte dieser freiwillige Ansatz keine ausreichenden Ergebnisse bringen, könnte die Kommission geeignete Rechtsvorschriften in Erwägung ziehen.

Lesen sie die vollständige Antwort von Herrn Potočnik im Namen der Kommission (29.1.2014, DE P-013557/2013) auf meine Anfrage.


Aus Polyethylen, aber auch aus Ethylen/Butylen- und Ethylen/Vinylacetat-Copolymeren hergestellte Mikroplastikteilchen, die vermutlich aus Körperpflegeprodukten mit Peeling-Effekt wie Duschgels und Zahnpasten stammen, gelangen über das Abwasser in die Umwelt und über die Luft in Lebensmittel. Der Anteil dieses Mikroplastik kann bis 10 Gewichtsprozent des Gesamtinhalts ausmachen. Des Weiteren können granuläre Partikel, die als Abrasiv zur Oberflächenbehandlung eingesetzt werden, z. B. in Werften, direkt in die Umwelt gelangen.

Fasern in Bekleidung gelangen ebenfalls über Abwässer in die Umwelt, da sie ebenso wie granuläre Partikel aus Kosmetika in Kläranlagen nicht vollständig zurückgehalten werden. Wird Klärschlamm, der Mikroplastik enthält, in der Landwirtschaft zur Düngung eingesetzt, können diese Mikroplastikteilchen durch Ausblasen in die Atmosphäre und damit auch in Lebensmittel gelangen.

Forschungsergebnisse der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zeigen, dass sich Fasern, Fragmente und auch granuläres Material in Honig, Trinkwasser und anderen Getränken finden lassen.

1.    Welche Informationen hat die Kommission zur aktuellen Belastung der Umwelt mit Mikroplastikpartikeln?

Das Ausmaß der Umweltbelastung durch Mikrokunststoff lässt sich nur schätzen. Die Kommission unterstützt derzeit das Projekt CleanSea, mit dem Schätzungen der Mengen dieser Abfälle im Meer vorgenommen und Beschreibungen ihrer Zusammensetzung und Verteilung, einschließlich der Zersetzungsraten von Mikropartikeln, entwickelt werden sollen.[1]

2.    Welche Informationen hat die Kommission zur Belastung aquatischer Organismen mit Mikroplastik?

Aquatische Organismen können Kunststoff-Mikropartikel in ihr Gewebe aufnehmen, was entzündliche Reaktionen hervorruft. So hat eine Studie ergeben, dass in der Nordsee die Mägen von 94 % aller Vögel Kunststoff enthalten; der allgemeine messbare Umfang der Auswirkungen auf die Meeresfauna ist jedoch nicht bekannt.

3.    Welche Informationen hat die Kommission zur Belastung des in der Umwelt vorhandenen Mikroplastiks mit während der Produktion der Polymere zugesetzten Additiven und aus der Umwelt absorbierten Schadstoffen?

Der Kommission ist bekannt, dass chemische Additive zugesetzt werden und dass Kunststoff-Mikropartikel ein Vektor für die Verstärkung und den Transport persistenter organischer Schadstoffe sein können. Quantitative Bewertungen liegen hierzu nicht vor. Die Kommission unterstützt zurzeit ein Projekt, bei dem Fragen der Lebensmittelsicherheit im Zusammenhang mit vorrangigen Schadstoffen in Fischen und Meeresfrüchten als Folge der Umweltbelastung (einschließlich derer, die mit Kunststoff-Mikropartikeln zusammenhängen) untersucht werden.[2]

4.    Sieht die Kommission angesichts der vorliegenden Studien Handlungsbedarf?

Mit dem Grünbuch der Kommission zu einer europäischen Strategie für Kunststoffabfälle in der Umwelt wurde eine breite Diskussion über Kunststoffabfälle, einschließlich der Meeresverschmutzung durch Mikrokunststoff, in Gang gebracht. Diese Frage wird auch im Kontext der Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie[3] angegangen, wo die Menge, Verteilung und Zusammensetzung dieser Stoffe als Indikatoren für den guten Umweltzustand herangezogen werden.[4]

5.    Plant die Kommission einen legislativen Vorschlag zum Ausstieg aus der Verwendung von Mikroplastik in Kosmetika und Reinigungsmitteln?

Derzeit setzt die Kommission noch auf Selbstverpflichtungen der Hersteller. Mehrere weltweit tätige Kosmetikunternehmen haben bereits angekündigt, bis 2015 die Herstellung von Produkten, die Kunststoff-Mikropartikel enthalten, auslaufen zu lassen. Sollte dieser freiwillige Ansatz keine ausreichenden Ergebnisse bringen, könnte die Kommission geeignete Rechtsvorschriften in Erwägung ziehen.

[1] http://www.cleansea-project.eu.

[2] http://www.ecsafeseafood.eu.

[3] Richtlinie 2000/60/EG, ABl. L 327 vom 22.12.2000

[4] Vgl. Indikator  Nr. 10.1.3, Beschluss 2010/477/EU der Kommission  über Kriterien und methodische Standards zur Feststellung des guten Umweltzustands von Meeresgewässern.